Nachdem Kerrie Eade ihr Studium in den Fächern Betriebswirtschaft und Spanisch abgeschlossen hatte, wurde sie nach New York, auf eine Stelle als Vice President im Bankwesen, befördert, wo sie in einer männerdominierten Branche das Leben auf der Überholspur lebte. Mit nur 27 Jahren machte sie in ihrer Freizeit ihren PADI Divemaster und verließ den Finanzsektor, um in der Tauchbranche Karriere zu machen. Heute ist Kerrie PADI Platinum Course Director und Inhaberin eines Five Star Career Development Center. Sie inspiriert ihre Mitmenschen, und besonders Frauen im Tauchsport dazu, den Schritt zu wagen und ihren Werdegang nach den eigenen Wünschen zu gestalten.

Erfahre, wie Kerrie Eade ihre Karriere als PADI Pro und Geschäftsinhaberin gestaltet hat.


Frage: Warum hast du den Berufsweg gewechselt?

Antwort: Ich hatte keine Lust mehr auf die toxische Firmenkultur.

Zunächst war alles großartig. Ich verdiente sehr gut, arbeitete hart und feierte immer mit, in hohen Absätzen und schicken Anzügen, mit einer Financial Times unter dem Arm und dem Gefühl, es in der ‚City‘ geschafft zu haben. Je weiter ich jedoch im Job aufstieg, desto mehr verschlechterte sich die Arbeitsatmosphäre durch toxische Umgangsformen und das rücksichtslose Streben nach der Spitze, egal was oder wer einem dabei in die Quere kam. Für mich kam der Wendepunkt in einem Meeting, in dem meine Chefin mir riet, tiefer ausgeschnittene Oberteile und kürzere Röcke zu tragen, wenn ich Erfolg haben wollte.

Im selben Meeting eröffnete sie mir, dass ich mit einem männlichen Kollegen um dieselbe Stelle konkurrierte. Der ‚Sieger‘ würde befördert, während der ‚Verlierer‘ entlassen würde. Mein Konkurrent war liebenswert und musste für eine junge Familie sorgen. Alles, wofür ich sorgen musste, war mein Hobby, das Tauchen. Trotz meines Ärgers über diesen Konkurrenzkampf konnte ich dem Drang, mich zu beweisen, nicht widerstehen.

Am Ende des Jahres rief mich meine Chefin in ihr gläsernes Büro, mit Blick auf die Canary Wharf in den Docklands, und verkündete triumphierend, dass ich die Stelle bekommen würde. Ich lächelte ruhig und schob meine Kündigung über ihren Tisch. Nachdem ich meine Gründe erklärt hatte, ging ich. Sie war total verärgert, denn ihren weiblichen Zögling zu verlieren warf ein schlechtes Licht auf sie. Ich musste dadurch noch etwas breiter grinsen. Ich gratulierte meinem Kollegen zur Beförderung, packte meine Sachen und ließ die Finanzwelt hinter mir.

Ich wollte jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit Vorfreude spüren und vermutete, dass dies im Tauchsport möglich sei. (Spoiler-Warnung: Das Gefühl habe ich jetzt!)

Kerrie Eade and a group of scuba divers smile for a picture near a quarry in the UK

Frage: Wie hat die Leitung eines kleinen Unternehmens dich darauf vorbereitet, ein Tauchgeschäft zu besitzen?

Antwort: Ich habe gelernt, von einer weiblichen Nische in einer männerdominierten Branche zu profitieren.

Während meiner Zeit bei der Bank bemerkte ich eine Geschäftsgelegenheit in der Baubranche. Ich erkannte, dass es schwierig war, gute Handwerker zu finden. Mehrere Male war ich an faule, inkompetente Handwerker für Arbeiten in meinem Appartement geraten. Wenn ich dann von der Arbeit heimkam, war sie dreckig und die Arbeiten waren schlecht ausgeführt. Ich wusste, dass könnte ich besser! Mein erster Schritt in die Selbständigkeit war die Gründung von ‚A Woman’s Touch‘, dem ersten komplett mit Frauen besetzten Handwerksunternehmen in London. Ich stellte ein Team von hochqualifizierten Fliesenlegerinnen, Klempnerinnen, Schreinerinnen, Elektrikerinnen und Tapeziererinnen zusammen. Wir bedienten den Londoner Raum und erledigten kleine bis mittelgroße Handwerksarbeiten, wobei wir die Wohnräume unserer Kunden* immer ordentlich und sauber verließen. In dieser männerdominierten Branche weiblich zu sein war dabei absolut kein Nachteil. Ich erhielt kostenfreie Werbung durch Berichterstattungen in Zeitung, Radio und TV, die von meiner Story „aus der Welt der Reichen in die Malerkluft“ fasziniert waren. Ich gewann einige Auszeichnungen für Unternehmerinnen, die von Firmen ausgeschrieben wurden, die ihr frauenfreundliches Image aufpolieren wollten. Ich führte diese Firma sieben Jahre lang und expandierte in weitere Städte im Vereinigten Königreich und in Spanien. Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war, verkaufte ich das Unternehmen. Damals wusste ich es noch nicht, aber diese Erfahrung bereitete mich mit darauf vor, später einmal mein eigenes Tauchteam zu leiten.

Kerrie Eade scuba diving in Egypt

Nach der Geburt meiner zweiten Tochter entschloss ich, für ein paar Jahre mit der Familie nach Spanien zu ziehen, damit sie eine weitere Sprache lernen könnten. Dort stieß ich auf ein entzückendes, kleines Tauchcenter, was bei mir einen kompletten Richtungswechsel veranlasste. Ich brachte meine Atemregler zur Wartung und wollte einen Tauchgang buchen. Und blieb mehr oder weniger gleich da. Ich arbeitete als Divemaster, führte Tauchgänge und DSDs durch und half bei der Ausbildung. Dann wurde ich PADI Open Water Scuba Instructor und bediente die steigende Anzahl englischsprachiger Tauchkunden, die zu uns kamen. 

Kerrie Eade and her daughts pose fort he camera wearing English jerseys.

Als unsere Familie so weit war, nach England zurückzuziehen, wusste ich, dass ich weiterhin in der Tauchbranche arbeiten wollte. Glücklicherweise fand ich einen Tauchshop, nur eine halbe Stunde von meinem Wohnort entfernt, der zu verkaufen war: Ocean Turtle Diving.

Ich wollte unbedingt erst genommen werden und ich wollte Ocean Turtle zu dem Erfolg verhelfen, den ich für möglich hielt, also arbeitete ich mich zum Course Director und dann zum Platinum Course Director hoch. Ich wollte ein großartiger Course Director mit gutem Ruf sein. Mein Ziel war es, mich über Ocean Turtle und das Vereinigte Königreich hinaus zu vermarkten, damit ich weltweit arbeiten und IDCs an den tollsten Orten durchführen könnte – und somit meine Leidenschaft fürs Reisen mit dem besten Job verbinden. In meinem ersten, vollen Jahr als Course Director erreichte ich die Platinum Auszeichnung und habe dies seitdem jedes Jahr wieder geschafft.


Frage: Wie läuft es jetzt?

Antwort: Wir wachsen und stellen mehr Leute ein, um uns für unseren blauen Planeten zu engagieren.

Im Juli 2024, zugleich mit dem PADI Women‘s Dive Day, führe ich einen komplett weiblich besetzten IDC durch. Dieser wird in Spanien stattfinden und überdies werde ich auch einen Divemaster Kurs für Frauen anbieten. Als Sahnehäubchen hat PADI angeboten, das IE auch komplett für Frauen und mit weiblichem Instructor Examiner durchzuführen.

Ich bin nicht überdurchschnittlich feministisch und ich habe auch nichts gegen Männer (ich habe viele eingestellt, ich arbeite mit vielen und ich habe sogar einen geheiratet, nein, tatsächlich sogar zwei, denn mit dem ersten hat es nicht funktioniert). Ich glaube, es sollten mehr Frauen UND mehr Männer in der Tauchbranche arbeiten. Wir müssen wachsen und mehr Menschen dazu bringen, sich für unseren blauen Planeten einzusetzen. Die Statistiken sprechen für sich, finde ich, und wir werden alle davon profitieren, Frauen einen sicheren Weg zum PADI Pro zu bereiten.


Frage: Was rätst du anderen, die ähnlichen Herausforderungen gegenüberstehen?

Antwort: PADI wird eure Vision und euer Wachstum unterstützen.

Ich glaube wirklich, dass wir auf allen Ebenen mehr Frauen brauchen, wenn wir wollen, dass die Branche überlebt und wächst. Und ich weiß aus Erfahrung, dass einige Männer und viele Frauen es vorziehen, von einer Frau ausgebildet zu werden. Einige Frauen bevorzugen aus persönlichen Gründen (z. B. wegen früherer Erfahrungen, aus religiösen Gründen oder einfach nur aus Vorliebe) ein rein weibliches Lernumfeld. Der Gedanke hinter dem IDC für Frauen ist, ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich sicher fühlen, lernen und sich entwickeln können. Wir wollen ihnen die Werkzeuge, die Stärke und das Selbstvertrauen geben, um fantastische Instructors zu sein – in der Tauchbranche von heute und morgen.


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Weitere Fallbeispiele:


*In diesem Text wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten sind dabei ausdrücklich einbezogen, soweit es für die Aussage erforderlich ist.


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