Du bist Tauchprofi und freust dich darauf, deinen Traumjob an einem wundervollen Ort anzutreten. Du musst nur noch das Tauchcenter davon überzeugen, dass du die richtige Besetzung für den Job bist. Ich bin seit über zwei Jahrzehnten PADI Mitglied und habe in dieser Zeit viele Bewerber und Bewerbungsgespräche erlebt. In meiner derzeitigen Position bin ich auch für die Einstellung neuer Mitarbeiter zuständig und und mir sind einige Bewerbungsfehler bewusst geworden, mit denen auch ich mir in der Vergangenheit wahrscheinlich die eine oder andere Absage eingehandelt habe.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, an seinen Traumjob zu kommen und manchmal lohnt es sich, ein bisschen kreativ zu werden. Hier ein paar Tipps aus meiner Arbeitgeber-Perspektive, damit du bessere Chancen auf die von dir anvisierte Stelle hast.
Beziehung geht über Wissen
Ich gebe offen zu, dass ich jemanden, den ich kenne, eher einstellen würde als einen Unbekannten aus dem Internet. Eine persönliche Empfehlung von einem anderen Tauchcenterinhaber oder Instructor lässt deine Bewerbung schnell in die engere Auswahl rutschen. Warum ist das so? Man erhält bereits eine Vorstellung von deiner Persönlichkeit oder deiner Arbeitseinstellung und somit auch eine Vorstellung davon, wie gut du ins Team passt oder wie du mit den Gästen umgehst.

Der Einstieg als Freiberufler
Ein Weg zu einer festen Vollzeitstelle ist, als Freiberufler anzufangen. Biete allen Tauchcentern in der Gegend an, freiberuflich für sie zu arbeiten. Anfangs heißt das, dass du dich häufig im Geschäft zeigen, andere Instructors oder Manager im sozialen Umfeld treffen und Networking betreiben musst. Du kannst als Freiberufler schneller als du denkst Aufträge erhalten, die Arbeitgeber lernen dich kennen und sobald eine Stelle verfügbar wird, bieten sie sie möglicherweise zunächst dir an. Für diesen Ansatz benötigst du offensichtlich etwas Startkapital, um dich bis zum ersten vollen Gehalt über Wasser zu halten.
Du denkst vielleicht, das hat womöglich früher so funktioniert, aber die Welt tickt heute anders? Das mag auf viele Branchen zutreffen, aber die Tauchbranche ist nach wie vor sehr sozial orientiert und zwischenmenschliche Fähigkeiten werden geschätzt. Jemanden persönlich zu kennen, kann einem eine Einstellung sichern.
Das Internet
In den letzten 20 Jahren hat sich viel geändert und über das Internet lassen sich Jobs heute viel leichter finden als damals. Webseiten wie das PADI Job Board bringen Tauchprofis und Arbeitgeber aus der Tauchbranche sehr effektiv miteinander in Kontakt.
Du kannst deinen Lebenslauf und Berufswunsch online stellen, so dass potenzielle Arbeitgeber dich kontaktieren können. Das Verhältnis von Bewerbern zu Jobs ist manchmal jedoch recht hoch und daher ist es in der Tauchbranche häufig besser, sich auf eine Stellenausschreibung zu melden.
Hier sind also die Tipps einer Personalverantwortlichen, die jedes Jahr einen Haufen Bewerbungsmails nach den richtigen Mitarbeitern für die Tauchsaison durchforstet. Ich hoffe immer, dies nur einmal pro Saison machen zu müssen, denn manchmal kann das eine frustrierende Angelegenheit sein…

Was du nicht tun solltest
Die Frustration setzt ein, wenn sich viele der Bewerbungen als Zeitverschwendung entpuppen. Beispiele:
- Der Divemaster, der sich auf eine Stelle als Instructor bewirbt.
- Die Person, die mehrere Sprachen fließend beherrscht, aber eben nicht die Sprache, die in der Stellenausschreibung verlangt wird.
- Der Instructor, der erst drei Monate später anfangen kann, als wir ihn brauchen.
- Jemand, der sich für einen Job bei uns bewirbt, aber in einem ganz anderen Land wohnt.
- Bewerber, die nicht nach dem Ausbildungssystem unterrichten, das wir in unserem Unternehmen nutzen.
All dies verleiht mir den Eindruck, dass diese Bewerber unsere Ausschreibung entweder nicht gelesen oder unsere Ansprüche einfach ignoriert haben. Oder sie verstehen schlichtweg nicht, warum unsere Mitarbeiter bestimmte Anforderungen erfüllen müssen.
Verkaufe dich
Es gibt jedoch akzeptable Wege, sich in einer Bewerbung zu ‚verkaufen‘, auch wenn man nicht alle Anforderungen der Ausschreibung erfüllt. Du könntest schreiben: „Mir ist bewusst, dass diese Position Erfahrung im Segment der Luxusresorts erfordert. Durch meine vorherige Stelle in der 5-Sterne-Gastronomie bin ich mit der Gästebetreuung auf hohem Niveau vertraut.“ oder „Sie suchen jemanden, der bereits soundso viele Brevetierungen ausgestellt hat. So viele kann ich noch nicht vorweisen, ich habe aber als Divemaster viel Erfahrung als Assistent beim Unterrichten von Kursen in vergleichbarem Umfeld gesammelt.“ So gibst du zu erkennen, dass du die Anforderung verstanden hast und nennst Gründe, warum man dich dennoch für die Position in Erwägung ziehen sollte.
Sollten formelle Anforderungen in der Stellenausschreibung stehen, empfehle ich, diese zu erfüllen:
Wenn darum gebeten wird, das Tauchcenter per E-Mail zu kontaktieren, schicke ein E-Mail und sieh von anderen Arten der Kommunikation ab. Du kannst, nachdem du dein Mail geschickt hast, immer noch entscheiden, ob andere Kommunikationswege für die Nachverfolgung in Frage kommen. Es gilt: auffallen, aber nicht zur Last fallen.
Wenn in der Anzeige ein Lebenslauf und ein Anschreiben verlangt werden, solltest du beides liefern. Ein leeres Mail mit zwei Anhängen macht aber definitiv keinen guten Eindruck. Gib dir etwas Mühe und verfasse ein E-Mail-Anschreiben. Schickst du ein zu allgemeines Anschreiben, auf dem mein Name oder der Name des Dive Centers Fehler enthalten oder ganz fehlen, führt das ziemlich sicher zu einer Absage. Ich habe sogar schon Anschreiben erhalten, die an andere Tauchcenter gerichtet waren oder Bewerbungs-E-Mails, bei denen gleich mehrere Tauchcenter im Verteiler standen.
Du findest online viele Beiträge dazu, wie man einen guten Lebenslauf zusammenstellt, darum werde ich hier nicht näher darauf eingehen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass du bei einer Bewerbung (egal in welcher Sprache du sie verfasst) immer jemanden Korrektur lesen lassen solltest, bevor du sie abschickst – oder zumindest die Korrekturhilfe des Computers nutzen. Das Verfassen perfekter Schriftstücke gehört in der Tauchbranche zwar nicht immer zur Stellenanforderung, aber dein Lebenslauf ist der erste Eindruck und du tust dir selbst einen Gefallen, wenn du aufs Detail achtest.
Auffallen
Ein Bewerbungs-E-Mail, das mir positiv auffällt:
- ist an mich oder mein Tauchcenter adressiert. Es ist höflich und persönlich, man merkt, dass du dir Mühe gegeben hast.
- Du gehst in deinem Anschreiben oder Lebenslauf auf die Anforderungen der Stellenanzeige ein und erwähnst, warum du dich dafür eignest.
Einige der besten Bewerbungen, die ich erhalten habe, enthielten Hinweise darauf, dass die Bewerber sich gründlich informiert haben. Dazu gehörten unsere TripAdvisor Bewertungen, unsere Bilder in den sozialen Medien, Infos von unserer Webseite, wie über örtliche Tauchplätze, unsere Umweltschutzprogramme und unsere Schüler-Instructor-Ratio. Dadurch zeigst du, dass du dich wirklich für die ausgeschriebene Stelle und für unser Tauchcenter interessierst.
Um ehrlich zu sein, sind dieses aufrichtige Interesse und der Enthusiasmus für einen Job in unserem Unternehmen wichtiger als die Erfahrung.

Jetzt weißt du etwas mehr darüber, wie Tauchcenter bei der Suche nach Mitarbeitern vorgehen. Vermeide Nachlässigkeit und Tippfehler in deiner Bewerbung. Zeige, dass du besonders bist, formuliere höflich und zielgerichtet und vergiss nicht, Interesse an dem Unternehmen zu zeigen, das womöglich deinen Traumjob für dich bereithält.
Alles Gute!
Gastartikel von Warda van der Meer