Haie: Eine der beeindruckendsten Artengruppen unseres Planeten.

Egal, wo du wohnst oder wen du triffst, fast alle Menschen haben eine Meinung zu Haien, auch wenn sie selbst noch nicht im Meer waren. Die Ansichten reichen von irrationaler Angst über neugieriges Interesse bis zu respektvoller Faszination und Begeisterung. Haie sind Teil der menschlichen Kultur und trotzdem sind Haie (und ihre Verwandten, die Rochen) in Bedrängnis. Die jüngsten Forschungsergebnisse zeigen, dass mehr als ein Drittel der weltweiten Hai- und Rochenarten vom Aussterben bedroht ist, hauptsächlich aufgrund von Überfischung. Nach dieser Information kann einem die Situation hoffnungslos vorkommen.

Glücklicherweise gibt es aber Hoffnung. Letztes Jahr veröffentlichten PADI und die PADI AWARE Foundation ihren Zehn-Jahres-Handlungsplan für die Meere, in dem unsere gemeinsamen Prioritäten für den Meeresschutz der nächsten zehn Jahre festgeschrieben wurden. Der Handlungsplan baut auf die 30-jährige Umweltschutzarbeit von AWARE auf, mit der bereits wichtige Schutzmaßnahmen erreicht wurden, besonders auch beim Schutz der Haie. Im letzten Jahr haben wir zum Beispiel eine entscheidende Rolle dabei gespielt, mit eurer Hilfe und in eurem Namen, der Überfischung der stark gefährdeten Makohaie und Blauhaie im Atlantik ein Ende zu setzen. Die Erfolge basieren auf dem wirtschaftlichen Wert, den Haie und die Tauchbranche für nationale und globale Wirtschaftsräume darstellen. PADI Taucher und Tauchanbieter in Südafrika und Brasilien drängten ihre Regierungen letztes Jahr dazu, sich für den Schutz der atlantischen Makohaie vor der Überfischung einzusetzen. Gemeinsam erhoben PADI-Anbieter und Einzelpersonen, die für Steuern und Arbeitsplätze sorgen, ihre Stimmen für gesunde Haibestände und ihre Botschaft konnte von den Regierungen nicht ignoriert werden. Wir konnten bezeugen, wie die Stärke der Tauchbranche positiven Wandel herbeiführen kann.

Es gibt weltweit über 500 Haiarten und die meisten Taucher, die das Glück hatten, Haie in der Natur zu beobachten, sind wahrscheinlich den küstennah lebenden Arten begegnet. Die bei Tauchern beliebten Riffhaie werden in wärmeren, tropischen Gewässern manchmal spontan zum ‚Tauchpartner‘ und begleiten Taucher bei der Erkundung des Riffs. Zu den ersten Haien, die ich in der Natur je sah, zählten Karibische Riffhaie sowie Weißspitzen- und Schwarzspitzen-Riffhaie. Diese Arten konnte ich seitdem zum Glück noch häufiger beim Tauchen beobachten. Die Haie locken Taucher aus der ganzen Welt ins Wasser, wovon wiederum die lokale Wirtschaft profitiert. Dennoch leiden die Haipopulationen – Karibische Riffhaie und Graue Riffhaie gelten auf der Roten Liste gefährdeter Arten des IUCN bereits als stark gefährdet.

Damit wären wir bei CITES, dem Washingtoner Artenschutzabkommen, und der letzten Monat abgehaltenen Tagung der beteiligten Länder. CITES steht für Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen aka Washingtoner Artenschutzabkommen) und ist ein globales Abkommen unterschiedlicher Länder, mit dem der Handel gefährdeter Arten kontrolliert und eingeschränkt werden soll. Das Abkommen regelt den Handel von mehr als 37.000 Tier- und Pflanzenarten (und deren Bestandteilen), von Nashörnern über Schlangen bis zu Orchideen und Kakteen, und auch viele bedrohte Haiarten sind dabei. PADI arbeitet aktiv daran, weitere bedrohte Haiarten in das Abkommen aufnehmen zu lassen, um den internationalen Handel mit Flossen, Fleisch und Organen dieser Tiere stärker zu regulieren und den Rückgang der Bestände zu stoppen. Dieses Jahr stellt die Regierung Panamas einen der wahrscheinlich wichtigsten Anträge zu diesem Thema. 

PADI AWARE verstärkt deine Stimme

Im Antrag wird gefordert, alle zur Familie der Requiemhaie gehörenden Arten im Rahmen von CITES vor nicht-nachhaltigem Handel zu schützen. Dieser Antrag ist der ambitionierteste und weitreichendste Vorstoß zum Schutz von Haien, der bisher bei einer CITES-Tagung vorgelegt wurde. Der Antrag umfasst insgesamt mehr als 50 Arten, die unter Schutz gestellt werden sollen, u.a. Bullen-, Zitronen- und Blauhaie.

Ich schreibe diesen Artikel, bevor die CITES-Tagung stattfindet und weiß daher nicht, ob der Antrag angenommen wird. Was ich aber weiß ist, dass der gesamte Sektor des Freizeittauchens den Entscheidungsträgern seine Meinung kundtut und beeinflusst, ob die Haie den dringend nötigen Schutzstatus erhalten. CITES ist ein internationales Handelsabkommen und der wirtschaftliche Wert der Haie hat daher hohen Einfluss auf die Entscheidung der Regierungen für oder gegen ihren Schutz.

Leider stellen die augenscheinlichen wirtschaftlichen Vorteile der Fischereiindustrie, wenn die Haie nicht geschützt werden, die wirtschaftlichen Vorteile der Tauchbranche häufig in den Schatten. Seit der Lockerung der Reisebeschränkungen infolge der weltweiten Pandemie wächst auch der Tauchtourismus wieder und die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr spielen bei der wirtschaftlichen Erholung vieler Länder eine wichtige Rolle. Das gilt für Staaten wie Fidschi, die Malediven oder die Bahamas ebenso wie für die USA, Indonesien und Australien.

 

Du kannst beim Schutz der Haie helfen

Im Vorfeld der CITES-Tagung bitten PADI und PADI AWARE die Tauchgemeinschaft, ihre Regierungen dazu zu drängen, dem Antrag zum Schutz der Requiemhaie zuzustimmen. PADI President & CEO Drew Richardson wandte sich an Staatsoberhäupter im amerikanischen und asiatisch-pazifischen Raum, um den wirtschaftlichen Wert der Tauchbranche zu verdeutlichen. Die PADI AWARE Foundation konnte mit Unterstützung von Tauchanbietern auf der ganzen Welt auf die Bedeutung der Haie für die Branche hinweisen, die wiederum Steuern und Arbeitsplätze sichert. Taucherinnen und Taucher, deren Urlaubsgeld in lokale und nationale Wirtschaften fließt, schlossen sich unserer CITES-Petition an, um sich Gehör zu verschaffen.
 
Die Unterstützung der PADI Tauchgemeinschaft ermöglichte PADI AWARE, Regierungen den Naturschutz als Basis für ihre Entscheidungen nahezulegen. Die wichtige und bedeutende Rolle von Tauchern, die zu den wenigen Menschen gehören, die Haie in freier Wildbahn beobachten, führte dazu, dass wir von der panamaischen Regierung gebeten wurden, ihren Antrag zum Schutz der Requiemhaie offiziell zu unterstützen. Das Engagement und der Enthusiasmus der Tauchgemeinschaft stimmen mich optimistisch. Wenn du diesen Text liest, sind vielleicht schon über 50 der stark gefährdeten Haiarten unter Schutz gestellt worden. Und selbst wenn der CITES-Antrag abgelehnt wird, weiß ich, dass die Tauchgemeinschaft nicht ruhen wird. Unsere Stimme wird lauter und lauter und wir werden das Blatt zum Wohl unserer Meere wenden können.

 

Willst auch du den Haien helfen?

 

Blogartikel von Ian Campbell, Associate Director, Policy & Campaigns bei PADI AWARE

 


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