Was bedeutet ‚Schock‘?
Der Begriff ‚Schock‘ umfasst mehrere Umstände. Aus Sicht eines Ersthelfers kann die Versorgung eines Schockpatienten simpel erscheinen, da die Erstversorgung im Vergleich zu anderen Notfällen recht einfach ist. Beim Schock handelt es sich jedoch um einen komplexen Zustand, der sich auf den gesamten Körper auswirkt. Die Auswirkungen können psychisch sein, wie bei Schocks, die auf traumatische oder beängstigende Situationen folgen, oder medizinisch, wie bei schweren Verletzungen oder Krankheiten. Der medizinische Schock ist lebensbedrohlich, da der Körper nicht ausreichend durchblutet wird. Er ist ein medizinischer Notfall, denn es kann in Folge zu Sauerstoffmangel im Körpergewebe (Hypoxie), Herzinfarkt (Kreislaufstillstand) oder Organschäden kommen. Da sich der Zustand des Patienten schnell verschlechtern kann, sind sofortige Erste-Hilfe-Maßnahmen nötig (entsprechend AB-CABS).
Es gibt fünf Arten des medizinischen Schocks:
Ein septischer Schock tritt auf, wenn sich Bakterien im Blut vermehren und Toxine freisetzen. Häufige Ursachen hierfür sind Lungenentzündung, Entzündungen der Harnwege, Entzündungen der Haut oder des Unterhautgewebes, Entzündungen im Bauchraum (z.B. Blinddarmentzündung) und Meningitis.
Ein anaphylaktischer Schock ist eine Überempfindlichkeitsreaktion oder allergische Reaktion. Zu den Ursachen zählen unter anderem Insektenstiche, Medikamente oder Nahrungsmittel wie Nüsse, Beeren und Meeresfrüchte.
Ein kardiogener Schock bedeutet, dass das Herz den Blutkreislauf für die Versorgung des Körpers nicht ausreichend aufrechterhalten kann. Er kann durch einen Herzinfarkt, eine Herzinsuffizienz oder andere Umstände hervorgerufen werden.
Ein hypovolämischer Schock, oder Volumenmangelschock, wird durch hohe Blut- und Flüssigkeitsverluste ausgelöst, wie sie bei schweren Verletzungen vorkommen können. Dadurch wird nicht ausreichend Sauerstoff zu den lebenswichtigen Organen transportiert. Er kann auch durch eine schwere Anämie verursacht werden, bei der es zwar nicht zum Blutverlust kommt, der Patient aber unter Blutarmut leidet oder darunter, dass seine Blutkörperchen nicht genügend Sauerstoff transportieren können. Schwere Dehydrierung kann zu einem verminderten Wasseranteil im Blut führen, so das Blutvolumen verringern und den Blutkreislauf behindern. In allen Fällen wird das Gewebe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Auch Sonnenstich und Hitzschlag können zu Schocks führen.
Ein neurogener Schock wird durch Verletzungen am Rückenmark, meist in Folge eines Unfalls, hervorgerufen. Er kann die Atmung und den Herzschlag beeinträchtigen und zu Hypothermie (Unterkühlung) führen.
Hinweis: Ein Insulinschock wird nicht als medizinischer Schock angesehen. Er stellt eine schwere Hypoglykämie (gefährlich niedriger Abfall des Blutzuckerspiegels) dar. Patienten mit Insulinschock können ohnmächtig werden und müssen medizinisch versorgt werden, um Krampfanfälle und diabetisches Koma zu verhindern.
Ursachen und Behandlung
Die verschiedenen Arten des Schocks helfen uns, einige der häufigsten Schockursachen zu erkennen. Sie sind:
- Herzprobleme (Herzinfarkt, Herzversagen)
- Schwere innere oder äußere Blutungen, zum Beispiel durch Verletzungen und gerissene Adern
- Dehydrierung, besonders schwerwiegend oder in Zusammenhang mit Hitzschlag
- Infektionen (septischer Schock)
- Schwere allergische Reaktionen (anaphylaktischer Schock)
- Verletzungen an Wirbelsäule/Rückenmark (neurogener Schock)
- Verbrennungen
- Anhaltendes Übergeben oder Durchfall
Als Ersthelfer stellen wir zwar keine Diagnose zum medizinischen Schock, es ist aber wichtig, die Ursachen zu kennen und zu wissen, dass ein Schock schwere Folgen bis hin zum Tod haben kann, wenn die Patienten nicht umgehend notfallmedizinisch versorgt werden. Daher darfst du in deinen Emergency First Response® Kursen bei der Erstversorgung die Fertigkeit #7 nicht vernachlässigen, auch wenn sie einfacher und schneller zu vermitteln ist als Fertigkeiten wie HLW oder das Anlegen von Verbänden. Die Schockbehandlung durch Laienhelfer läuft, unabhängig von den Ursachen, jeweils sehr ähnlich ab. Dennoch solltest du Szenarien durchspielen, die auf die oben genannten Ursachen eingehen, damit deine Teilnehmer lernen, neben anderen Symptomen auch auf die Anzeichen eines Schocks zu achten und sie ernst zu nehmen. Du verdeutlichst damit auch, dass es wichtig ist, einen Schock zu erkennen und zu behandeln und im Falle eines Schocks umgehend den Rettungsdienst hinzuzuziehen.
Beispielszenario
Dieses Beispielszenario kannst du in deinen Kursen ausprobieren: Während eines Marathonlaufs kollabiert ein Läufer, er ist ansprechbar und kontrolliert seinen Fall ohne größere Verletzungen, es geht ihm jedoch sichtbar schlecht. Der Ersthelfer schätzt die Situation ein, nährt sich dem Patienten und fragt ihn, wie er sich fühlt. Der Patient bemerkt, dass er sich schwach fühlt und erlaubt dem Ersthelfer, ihn zu untersuchen. Der Ersthelfer stellt kühle, feuchte Haut, einen erhöhten Puls und eine fahle Hautfarbe fest. Der Patient gibt an, dass er sich über die meisten Zeit des Rennens wohlfühlte, jedoch innerhalb von vier Stunden des Laufens und Schwitzens keine Pause zur Dehydration gemacht hat. Der Ersthelfer führt Maßnahmen zur Schockbehandlung durch und ruft den Rettungsdienst.