Als ich jünger war, hatte ich viele Taucherfreunde. Aber an einen, Richard, erinnere ich mich ganz besonders. Er war ein herausragendes Beispiel für einen Wegbereiter, eine Fackelträger oder einen „Torchbearer“, wie wir bei PADI auf englisch sagen – für jemanden, der sich ganz besonders für das Tauchen und das Meer einsetzt. Er war voller Begeisterung und Leidenschaft, wenn er über beides sprach, und zwar mit jedem, der zuhörte. Und er ließ seinen Worten Taten folgen. Bei einem Gruppentauchgang fanden wir einmal einen Schwamm, den jemand gedankenlos in Stücke zerschlagen hatte. Aber Richard, der sich mit Schwämmen auskannte, signalisierte uns, dass wir warten sollten, und setzte ihn wie ein biologisches 3D-Puzzle wieder zusammen. Nach dem Tauchgang erklärte er uns (ganz richtig), dass die Stücke sich zwar innerhalb einiger Stunden wieder miteinander verbinden würden, dass das Zerstören von Schwämmen aber unverzeihlich sei (auch richtig). Sein Einfluss blieb bestehen und aus vielen seiner Freunde wurden Taucher, die ozeanfreundliche Einstellungen, Verhaltensweisen und Gewohnheiten übernahmen.

Die besten Torchbearer der Meere sind Menschen wie Richard. Viele sind PADI-Instructors –er aber war keiner und es fühlt sich auch nicht jeder dazu berufen zu unterrichten. Das ist also keine Voraussetzung. Wer andere für das Tauchen begeistert, sie in unseren Lebensstil einführt, sie dazu anspornt, sich lautstark und aktiv für Veränderungen für das Meer einzusetzen, kann Gerätetaucher, Freediver oder Tec-Taucher sein und aus jeder Gesellschaftsschicht, Kultur oder Gemeinschaften stammen und jede Art von Beruf ausüben. Obwohl sie sich in so vielen Dingen unterscheiden, vereint sie ein gemeinsamer Fokus auf das Tauchen und auf Meeres-Aktionen. Ein Fokus, der sie als Menschen dazu bewegt, andere gesellschaftlich dazu inspirieren zuzuhören und sich zu engagieren. Sie sprechen offen darüber, dass das Tauchen lebensverändernd und weltverändernd ist. Aber es geht nicht nur darum, dass man in ihren gesellschaftlichen Kreisen vom Tauchen hört und davon, dass sich PADI Taucher für Veränderungen einsetzen. Ihre Freunde und Bekannten sehen es auch. Es heißt ja, Taten sagen mehr Worte. Hier sind sie ohrenbetäubend laut.

Vielleicht siehst du dich nicht als einer dieser besonderen Menschen, aber du bist einer. Wir sind Taucher. Wir sehen und hören die Unterwasserwelt. Wir gestalten unser Leben neu, verbreiten wichtige Botschaften und wirken auf politische Entscheidungsträger ein, damit die Meere in Zukunft gesünder und sauberer sind. Ob wir nun so extrovertiert wie Richard sind oder zurückhaltend und ruhig, ist nicht wichtig, denn wir alle haben Freunde, Kontakte und Menschen, denen wichtig ist, was wir denken. Und so ist jeder Taucher ein Fackelträger, der die Menschheit in die Unterwasserwelt einführt. Und, was wahrscheinlich noch wichtiger ist: für die Menschheit ein Botschafter der Unterwasserwelt.

Auch wenn die meisten schon vom globalen Klimawandel, der Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll, Überfischung usw. gehört haben, hat deine Stimme genau deswegen eine enorme Macht. Du bist vielleicht einer von wenigen Tauchern, die jemand persönlich kennt. Tatsächlich ist es so, dass Tauchen zwar sehr beliebt geworden ist, weltweit jedoch noch weniger als 1 von 200 Menschen es schon mal ausprobiert haben. Du bist also vielleicht sogar der einzige Taucher, den jemand kennt. Da du die Ruhe und Heilkraft des Tauchens direkt erlebst, die natürliche Schönheit der Unterwasserwelt siehst und das, was mit ihr passiert, hat für so jemanden deine Meinung (auch in den sozialen Medien) und dein Verhalten vielleicht viel mehr Gewicht und viel mehr Einfluss als eine ansprechende Anzeige oder eine düstere Schlagzeile.

Ein chinesisches Sprichwort lautet: „Die Zunge kann malen, was die Augen nicht sehen können.“ Deshalb brauchen die Meere deine Stimme als PADI Torchbearer. Du bringst Menschen, die niemand sonst so (oder überhaupt) erreichen kann, das Tauchen und das Meer näher. Wir alle kennen berühmte Taucher und Naturschützer, die genau so Millionen von Menschen erreicht haben. Zum Beispiel Jacques Cousteau und Steve Irwin. Und es ist sehr einfach, sich selbst zu sagen, dass unser Einfluss im Vergleich zu ihnen zu trivial ist, um eine Rolle zu spielen.

Aber, wie mein Freund Richard gezeigt hat: Wenn du dich inmitten von Nichttauchern befindest, die du kennst, und sie dazu ermutigst, Abenteuer zu erleben und die Meere zu retten, dann bist du in genau dem Moment der einzige Torchbearer, dessen Einfluss wirklich zählt.

Suche das Abenteuer. Rette die Meere.

Drew Richardson

PADI Präsident & CEO PADI Worldwide

 


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