Emergency First Response®
Die Verwendung von Tourniquets (Venenstauern) in Notfällen

Seit Veröffentlichung der 2020 ILCOR Guidelines können Tourniquets als Mittel zur Kontrolle lebensbedrohlicher Blutungen in Betracht gezogen werden, wenn die Blutung mit direktem Druck und blutstillenden Verbänden nicht kontrolliert werden kann. Im EFR® Primary and Secondary Care Instructor Guide, unter den Überschriften Erstversorgung Fertigkeit 6, Versorgung schwerer Blutungen, unter Wichtige Schritte, nach Druckverband, sind bitte zwei neue Unterüberschriften einzufügen:  

Handelsübliche Tourniquets (Venenstauer) 

  • Zur Versorgung lebensbedrohlicher Blutungen, die nicht mit Hilfe von direktem Druck und Verbänden kontrolliert werden können und die sich an für ein Tourniquet geeigneten Körperteilen befinden (z.B. Wunden oder Amputationen an Armen oder Beinen), solltest du möglichst umgehend ein handelsübliches Tourniquet anlegen.
  • Lege das Tourniquet um die verwundete Extremität, idealerweise 5-7 Zentimeter (2-2,5 Inch) oberhalb der Wunde, aber nicht oberhalb eines Gelenks.
  • Ziehe das Tourniquet straff, bis die Blutung schwächer wird und versiegt. Ein leichtes Nachsickern des Blutes ist dabei akzeptabel. Das Straffen des Tourniquets ist für das Unfallopfer schmerzhaft – es kann also helfen, den Patienten zu warnen und zu erklären, warum die Maßnahme notwendig ist.
  • Behalte die Straffung des Tourniquets bei.
  • Notiere die Zeit des Anlegens, indem du sie auf dem Tourniquet oder auf dem Patienten vermerkst.
  • Entferne das Tourniquet nach dem Anlegen nicht mehr, dies darf ausschließlich durch medizinisches Fachpersonal geschehen.
  • Achte auf Anzeichen für Schock und halte dich an den Cycle of Care, um den Gesundheitszustand des Patienten zu beobachten.
  • In einigen Fällen können zwei parallel angebrachte Tourniquets vonnöten sein, um die Blutung zu stoppen. Dabei solltest du das zweite Tourniquet direkt über dem ersten anbringen.

 

Improvisiertes Tourniquet: 

  • Ist ein handelsübliches Tourniquet (Venenstauer) nicht sofort verfügbar oder reicht es zur Kontrolle der Blutung nicht aus, übe wiederholt manuellen Druck aus. Verwende dabei Handschuhe und steriles Verbandsmaterial. Ist kein steriles Verbandsmaterial zur Hand, verwende normale Gaze, ein T-Shirt oder sonstige, verfügbare Textilien.
  • Ein improvisiertes Tourniquet sollte nur dann zum Einsatz kommen, wenn es sich um eine lebensbedrohliche Blutung handelt, die durch direkten Druck nicht kontrolliert werden kann und wenn kein handelsübliches Tourniquet verfügbar ist.
  • Verwende für ein improvisiertes Tourniquet ein Dreiecktuch und rolle es auf eine Breite von 4-10 Zentimetern (3-4 Inch) auf. Ist kein Dreiecktuch verfügbar, kann auch ein Schlips, Halstuch oder ein vergleichbares textiles Objekt zum Abbinden der Extremität verwendet werden. Es muss robust genug sein, um straff gespannt zu werden. Hinweis: Ein Gürtel ist nicht geeignet.
  • Lege das Dreiecktuch (o.ä.) um die Extremität, etwa 5 Zentimeter (2-2,5 Inch) oberhalb der Wunde, und verknote die Enden mit einem Kreuzknoten (der Knoten soll oben auf der Extremität aufliegen).
  • Wähle dann einen passenden, stabilen Knebel (Hartholzstab, robuste Taschenlampe, Karabiner, Löffel, Schere, Schraubenschlüssel oder ähnliches). Lege deinen Knebel oben auf den Knoten. Achtung: Die meisten Stifte eignen sich nicht, da sie beim Festziehen zerbrechen können.
  • Sichere den Knebel mit einem weiteren Kreuzknoten.
  • Drehe den Knebel so, dass direkt darunter auf der Extremität ein großer Drehknoten entsteht.
  • Ziehe den Knebel weiter fest, bis die Blutung unter Kontrolle ist und sichere ihn dann, indem du ihn mit den losen Enden festknotest.

  Weitere Informationen zur Verwendung von Tourniquets findest du auf dem Pros’ Blog im Artikel Maßnahmen zur Kontrolle starker Blutungen.  


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