Im Allgemeinen ist zu sagen, dass PADI® Mitglieder bei ihren Ausbildungsaktivitäten die PADI Standards gut befolgen. Manchmal kommt es jedoch vor, dass ein Instructor bei der Weiterentwicklung der Programme ein Update oder ein Detail übersieht, oder es wird auch mal eine schlechte Entscheidung getroffen. Zum Zwecke des Qualitätsmanagements erhalten Kursteilnehmer regelmäßig Kursbewertungsfragebogen (Course Evaluation Questionnaire – CEQ), mit deren Hilfe PADI seinen Mitgliedern helfen und sie ggf. wieder auf den richtigen Weg bringen kann. Nachfolgend einige Probleme aus CEQs von OWD Kursteilnehmern, zusammen mit möglichen Szenarien und Lösungen, die uns allen helfen können, solche Probleme zu vermeiden:
Es wird brevetiert, bevor alle Kursanforderungen erfüllt sind.
Mögliches Szenario: Ein Tauchschüler möchte im Urlaub seinen Kurs beenden, aber eine Wetteränderung lässt das Tauchen nicht wie geplant zu. Der Instructor packt daher die Fertigkeiten aller vier Tauchgänge in nur zwei Tauchgänge und lässt zudem aufgrund nicht idealer Bedingungen einige Oberflächenfertigkeiten aus.
Mögliches Szenario: Die Tauchbedingungen haben sich plötzlich geändert und das Tauchen im Freiwasser unmöglich gemacht; daher kann der Tauchschüler seinen für die Brevetierung erforderlichen letzten Tauchgang nicht machen. Der Instructor brevetiert ihn jedoch trotzdem, um ihn nicht zu verärgern.
Mögliches Szenario: Ein Tauchschüler kann im Freiwasser aufgrund der schlechten Bedingungen den kontrollierten, schwimmenden Notaufstieg nicht zum Abschluss bringen. Der Instructor stoppt den Aufstieg kurz vor Erreichen der Oberfläche, um den Wellengang an der Oberfläche zu vermeiden.
Die zeitlichen Planungen von Tauchern und sich ändernde Tauchbedingungen stellen regelmäßig Herausforderungen für Instruktoren und Tauchschüler dar. Schon das Tauchen bei schlechten Bedingungen ist keine kluge Entscheidung, einen Tauchschüler zu brevetieren, der die Kursanforderungen nicht erfüllt hat, ist jedoch definitiv eine schlechte Entscheidung..
Lösung
Werden die Bedingungen schlecht und die Zeit ist knapp, kannst du Folgendes tun:
- Wähle einen geeigneten alternativen Tauchplatz
- Plane um, oder stelle eine Überweisung aus
- Brevetiere den Taucher als PADI Scuba Diver (falls die Anforderungen hierfür erfüllt sind) und händige dem Taucher ein Überweisungsformular aus, um ihm ein Upgrade zum Open Water Diver zu ermöglichen.*
* Ein PADI Scuba Diver kann jederzeit ein Upgrade zum Open Water Diver machen; bei einer Überweisung gilt eine Frist von 12 Monaten, damit die im Überweisungsformular ausgewiesenen absolvierten Ausbildungsteile angerechnet werden können..
Die Fertigkeit „Abwerfen von Blei im Notfall“ wurde ausgelassen oder vom Tauchschüler nicht korrekt ausgeführt.
Mögliches Szenario: Der Instructor erlaubt fälschlicherweise, dass die absolvierte Fertigkeit „Gewichtssystem ab- und wieder anlegen“ als das „Abwerfen von Blei im Notfall“ zählt.
Mögliches Szenario: Der Instructor erlaubt fälschlicherweise, dass die absolvierte Fertigkeit „Gewichtssystem ab- und wieder anlegen“ als das „Abwerfen von Blei im Notfall“ zählt.
Mögliches Szenario: Der Instructor nimmt an, dass ein zu ihm überwiesener Tauchschüler die Fertigkeit in Confined Water absolviert hat.
Lösung
Wenn du die Ausbildung eines überwiesenen Tauchschülers komplettierst, so vergewissere dich, dass der überweisende Instructor die Fertigkeit in Confined Water durchgeführt hat. Falls du im Zweifel bist, dann führe das Abwerfen von Blei im Notfall im Rahmen deiner Eingangsbeurteilung durch, bevor ihr euch in Freiwasser begebt. Verwende das „PADI Open Water Diver Kurs Ausbildungsnachweis und Überweisungsformular“ (10056G), um die Fortschritte des Tauchers bzgl. seiner Fertigkeiten festzuhalten.
Denke daran, dass die Fertigkeiten „Abwerfen von Blei im Notfall“ und „Gewichtssystem ab- und wieder anlegen“ unterschiedliche Ziele und einen unterschiedlichen Zweck haben. Die Fertigkeit „Abwerfen von Blei im Notfall“ simuliert eine Notfallsituation, wenn der Taucher sofort Auftrieb braucht. Der Taucher lernt dabei, sein Blei vom Körper wegzuziehen und fallen zu lassen, wodurch er spüren kann, wie er sofort positiven Auftrieb bekommt. In PADIs Guide to Teaching und im entsprechenden Artikel im Training Bulletin, Erstes Quartal 2017, findest du Vorschläge für die Durchführung dieser Fertigkeit.
Was wir daraus lernen können
Diene dem Kunden – Auch wenn Kundenservice für eine erfolgreiche Tauchausbildung enorm wichtig ist, so rechtfertigt dies niemals, dass Standards gebrochen werden. Den Tauchschülern hilft es überhaupt nicht, wenn man bei der Durchführung eines Kurses „Gas gibt“ oder gar irgendetwas auslässt. Außer, dass gegen Standards verstoßen wird, tut sich auch ein Sicherheitsproblem auf, wenn etwas ausgelassen wird, denn der Tauchschüler erhält nicht die vorgesehene Ausbildung – und die ist erforderlich, um ein Brevet zu erhalten.
Verstehe die Standards – Als PADI Profi muss man bzgl. Standards und Kursrevisionen up-to-date bleiben, und man muss sorgfältig die Fortschritte seiner Tauchschüler während eines Kurses dokumentieren. Außer, dass du das Training Bulletin liest, solltest du auch an Training Bulletin LIVE Webinars teilnehmen, dir jährlich das Instructor Manual herunterladen, dich mit dem Errata vertraut machen und neue Instructor Guides studieren. Kontaktiere einen Ausbildungsberater (Regional Training Consultant – RTC) bei deinem PADI Regionalsitz, falls du etwas nicht verstehst. Verwende PADIs Formulare, um den Fortschritt eines Tauchschülers auch für Überweisungen zu dokumentieren und sicherzustellen, dass bei Kursabschluss alle Kenntnisse, Fertigkeiten und sonstigen Anforderungen erfüllt sind.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Ausgabe des Training Bulletin vom 1. Quartal 2020.
